Lebenszyklusanalyse
Die Lebenszyklusanalyse (LZA) ist ein international anerkanntes wissenschaftliches Instrument zur quantitativen Bewertung der Umweltauswirkungen unserer Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus. Dies umfasst sowohl die vorherigen Prozesse wie die Herstellung der Rohstoffe und die Energieversorgung, als auch die nachfolgenden Prozesse wie die Entsorgung am Ende der Nutzungsdauer.
Die LZA basiert auf den Normen ISO 14040 und ISO 14044 und hat das Ziel, die potenziellen Auswirkungen eines Produkts anhand einer umfassenden Betrachtung aller Entnahmen und Emissionen während der Produktionsphase sowie der vor- und nachgelagerten Prozesse (Lieferkette, Verpackung, Transport, Verwendung, Entsorgung) zu bewerten.
Durch die Durchführung einer LZA für unsere Produkte können wir die Umweltproduktdeklarationen (UPDs) aktualisieren und an die neuesten EU-Normen anpassen.
Umweltproduktdeklaration
Eine Umweltproduktdeklaration (UPD) liefert wissenschaftlich fundierte, geprüfte und vergleichbare Umweltinformationen. Sie fasst also die Umweltwirkungen eines Produkts auf Grundlage der Ergebnisse einer LCA umfassend und kompakt zusammen. UPDs sind zum Beispiel in der ISO 14025 international genormt. Daneben legt die EN 15804 die wichtigsten Regeln der Erstellung von Umweltproduktdeklarationen für Bauprodukte und -werkstoffe fest. Sie wird im Falle von Glasprodukten durch die EN 17074 um die spezifischen Kategorien ergänzt.
AGC Glass Europe unterstützt voll und ganz einen solchen harmonisierten Ansatz, der weltweit von der Industrie, dem öffentlichen Sektor und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) anerkannt wird. Der Einsatz von Umweltproduktdeklarationen (UPDs) als Musterlösung wird nicht nur anerkannt, sondern auch von der Industrie und der EU-Kommission unterstützt. Die Bauproduktenverordnung (EU) Nr. 305/2011 der EU-Kommission schreibt die Verwendung verfügbarer UPDs vor. Unternehmen und Organisationen weltweit arbeiten daran, das System weiter zu verbessern.
Darüber hinaus werden die zugrunde liegenden Berechnungen unabhängig überprüft und bestätigt.
Von den in einer UPD bewerteten Umweltfaktoren ist derzeit das Klimawirksamkeitspotenzial (auch als Global Warming Potential, GWP, bezeichnet) von größtem Interesse. Das Klimawirksamkeitspotenzial wird in kg CO2-Äquivalent pro Funktionsbaugruppe ausgedrückt. Eine UPD für ein bestimmtes Produkt weist auch 13 weitere umweltrelevante Faktoren wie Ozonabbau, Eutrophierung oder Versauerung aus. Neben den Umweltindikatoren gibt es 10 weitere Indikatoren zur Quantifizierung des Ressourcenverbrauchs (insbesondere Energie und Wasser) sowie 9 Indikatoren für die Abfallmenge und ausfließende Mengen.
Die UPD macht die Umweltauswirkungen transparent. Neben weiteren Vorteilen ermöglicht sie es den Kunden von AGC, die unsere Produkte in ihrer eigenen Produktion verwenden, die aufgeführten Umweltauswirkungen in die Berechnung der Umweltauswirkungen ihrer eigenen Produkte einzubeziehen (als Teil von Scope 3 oder ihrer eigenen UPD).
Vorteile der Umweltproduktdeklaration:
- Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus
- Transparente Darstellung der umweltrelevanten Informationen
- Unabhängige Überprüfung
Mit Hilfe von UPDs können Designer und Architekten auch die Umweltauswirkungen von Baustoffen, Produkten und Gebäudesystemen ermitteln und bewerten.
Verschiedene Programme für ökologisches Bauen wie LEED und BREEAM vergeben Pluspunkte, wenn Produkte mit UPDs (oder entsprechenden Informationen) in der Bauplanung und -ausführung verwendet werden. Bei LEED und BREEAM können einzelne Produkte zu Punkten führen:
- BREEAM vergibt 6 Punkte in der Kategorie "Mat 01 Ökologische Auswirkungen", wenn eine "geringe Umweltauswirkung über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes" berücksichtigt wird. 1 "Credit" wird direkt vergeben, wenn eine extern geprüfte UPD vorliegt.
- LEED vergibt einen speziellen Punkt für die Verwendung von Produkten und Materialien, für die Lebenszyklusinformationen vorliegen. Mit unseren UPDs erfüllen Bauvorhaben das LEED-Kriterium "MR - Building Disclosure and Optimization - Environmental Product Declarations" (Gebäudeinformation und Optimierung - Umweltproduktdeklaration).
In Zukunft wird der regulatorische Rahmen auch eine Lebenszyklusanalyse auf Gebäudeebene fördern. In diesem Fall wird das gesamte Gebäude, einschließlich Bau- und Rückbauphase, bewertet. Die Nutzungsdauer wurde bereits bei der Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden berücksichtigt.
Dabei werden auch die UPDs der Baumaterialien betrachtet. Diese Berechnung wurde in einigen Ländern für neue Projekte eingeführt, wie Dänemark, die Niederlande, Finnland, Schweden, Deutschland und Frankreich. In Frankreich schreibt die RE2020-Verordnung für Neubauten nicht nur die Ermittlung des GWP als Grenzwert pro Quadratmeter vor, sondern auch die Berechnung aller 33 UPD-Faktoren. Die Grenzwerte hängen von der Bauweise ab und sollen im Laufe der Zeit gesenkt werden, um die Klimawirksamkeit der Baubranche Allmählich zu reduzieren.
AGC Glass Europe und die UPDs
AGC Glass Europe hat im Jahr 2009 begonnen, Umweltproduktdeklarationen (UPDs) zu erstellen und die erste UPD für das Hauptprodukt des Unternehmens, Floatglas, zu veröffentlichen. Seitdem wurde die Anzahl der UPDs kontinuierlich erhöht. UPDs für bearbeitete Produkte wie beschichtetes Sicherheits- oder Dekorglas wurden auf der Grundlage der UPD für Floatglas erstellt. Schließlich sollen die UPDs der Einzelkomponenten als Grundlage für UPDs für komplexere Produkte wie Isolierverglasungen (IGUs) dienen.
Alle UPDs von AGC Glass Europe werden unabhängig überprüft, was die Verantwortung für unsere Produkte auf eine Weise unterstreicht, die von unseren Kunden geschätzt wird und uns von anderen Anbietern abhebt. Für die meisten unserer Produkte liegen inzwischen speziell für AGC Glass Europe erstellte und unabhängig geprüfte UPDs vor. Diese UPDs basieren auf spezifischen Daten, die in unseren Werken erhoben wurden und spiegeln unsere genauen Prozesse und unsere Umweltbilanz wider.
Bis heute versucht AGC möglichst viele Produkte abzudecken, indem wir so viele verschiedene Konfigurationen wie möglich in einer einzigen UPD zusammenfassen. Als Reaktion auf immer spezifischere Anfragen unserer Kunden und im Einklang mit den bestehenden Vorschriften zielt AGC Glass Europe darauf ab, ein eigenes Tool zur Erstellung von UPDs zu entwickeln. Dieses Tool soll es uns ermöglichen, auf Kundenwunsch automatisch eine unabhängig geprüfte UPD für jede beliebige Konfiguration zu erstellen, indem es die möglichen Umweltauswirkungen der jeweiligen Konfiguration berechnet.
Im Jahr 2022 haben wir das erste Low-Carbon Glass hergestellt. Die entsprechende UPD wird vorgelegt, sobald die entsprechenden Daten verfügbar sind.